Hans Joachim Teschners

 

Lebens-Quark 12

 


 

D_en schönen Künsten wandte ich mich erstmals im Alter von 14 Jahren zu. Da war ich gerade mal 14 geworden (1971) und erkühnte mich in Belangen eines genuin 14-Jährigen, die, das muss jetzt mal gesagt sein, von sattsam bekannten Epigonen im Kunstbetrieb abgekupfert wurden und ohne Rück- oder Absprachen mit dem originalen und einzig wahren Urheber (Rechtsform: McTeshy) zu Geld, Ölschinken, Ruhm, Fundstücken (objet trouvé), Reklametafeln und andergleichen Geschäftehubereien anverwandelt wurden.

 

V_erschiedene objets trouvés (toter Frosch, Kondom, Korkenzieher, zwei Knallerbsen, Bindfaden mit Knoten) hatte ich schon als 10jähriger in meiner Hosentasche vorgefunden, ihnen aber weder Kunstbedeutung noch Duchampismus zugeschrieben, so naiv ist man nur als vorpubertärer Bub.

 

Ü_brigens konnte ich als Student die Scharte wieder wettmachen und das Ideenpotential des etwas hasenherzigen M. Duchamp graduell toppen, indem ich in meiner Studentenbude gleich zwei Ready-mades alias Urinale ausstellte (eins war das Waschbecken). Unter dem Strich ergab das eine um das Doppelte gesteigerte Kunstfertig- und -wertigkeit, darauf muss einer erst kommen!

 

 

 


Krängender Klimmzieher

140.87o 


Die lange in mir brodelnde Idee einer axial gewinkelten Aufhängung von Kunstschinken, Aquarellaten oder Spachtelaufträgen (Layer, s. Photoshop) realisierte ich in den Jahren der vom Discofieber verseuchten Jugendkaschemmen, mithin in einer Zeit der Kunstferne sowohl in der Rockszene als auch der blasierten Visagen abmutierter Androgyniker, die sich als sog. Tänzer unter rotierenden Discokugeln prostituierten. Mit der Photokallie „Krängender Klimmzieher“, diesem Erstlingswerk (Reich-Ranicki) und Alleinstehungsmerkmal (Sackgesicht Fischer), initiierte ich Konquistationen künstlerischen Neulands, indem ich das Werk in verschiedene exakt prozentual angegebene Schieflagen drehte (s. Abb. 1 – 4). Jedes dieser Exponate nagelte ich in erlauchter Ausgewogenheit an die Sakralwand (Klotür, innen) unseres Kunstcafés „Schlachterei und Imbiss Lehmann“ und evozierte beim Publikum (Rita und ihr Macker) wie auch beim Feuilleton unseres Heimatblattes blanke Irritation, Selbstverneinung und opulente Zerstörungsabsichten. Die „Aura“ (Dabbeljuh Benjamin) allein schon durch die traditionsüberwindende Hängung erzeugte Blasenvölle und Wissensverlust der Mitte (Dabbeljuh C. Fields verlor darüber sogar seinen Klopstock).

Krängender Klimmzieher

90.0012o

 

Nebenbei: Die aleatorisch gesteuerte Verwackelung meiner Photokallien veranlassten einen G. Richter zu eben diesem Stilmittel und den verschwommenen Photographien bzw. photorealistischen Leinwandschmankerln. Der große Erfolg sei ihm gegönnt, man gönnt sich ja sonst nichts.

 


Krängender Klimmzieher

22.467o 


Zurück zur Rezeptionsgeschichte der Schiefhängungen. Ein gewissenloser Gregor Baselwitz oder Baselfritz hängte sich einen Kunstprofessorentitel unter das Kinn, stellte seine Bildchen kopfüber aus (uninspiriert: 180  Grad Spiegelung = Baselgrad) und meint seither unbeirrt, er habe die Idee nicht abgekupfert sondern schlau ausgedacht in seinem fraktalen Hinterstübchen mit den hinterdrein watschelnden Grauzellen (K. Lorenz). Den eigentlich substantiellen Ansatz der Drehhängung haben weder der „Prof“ noch seine euphorisierten – eher eudämonisierten – Jünger gelöffelt: Dass die fast unendlich verschiedenen Winkelmöglichkeiten von 0 bis 360 Grad (darüber hinaus Feinststellungen nach dem Komma!) erst den Kunstaspekt generieren und den Artefakt in die Sphäre der Eigentlichkeit erheben.

Krängender Klimmzieher 180o   (Baselgrad)

 

 

1989, der nächste Schlag: Bundesweite Ausstellung (Steenkamper Kroog, 1. Aug. 1992) meiner Installation „Leerraum“. Die Dummschnaken vom Feuilleton latschten natürlich vollblind durch zum Kuhstall und blökten nachher, in der „Galerie“ hätten sich keine „exponatähnlichen Gegenstände“ auffinden lassen.

1937: Ausstellung eines unbedruckten Blattes Papier in der Kunsthalle Hamburg. Aufschrei eines Besuchers. Die monochrome Malerei war aus der Taufe gehoben! Nachahmung durch die üblichen Plagiatoren (L. Fontana, Y.Klein, M. Rothko u. a.). Natürlich missverstanden die Laffen den theoretischen Ansatz im Kern, denn sie produzierten bemalte (!) Leinwände (!). Nun denn, die massenhafte Vervielfältigung meines Kunstwerkes (Papierfabrik Königstein, auch Varel, Harburg, Eisenhüttenstadt) in den Zeiten der technischen Reproduktion führte paradoxerweise zu bedruckten Blättern mit naturgemäß künstlerisch wertlosem Deutungsmüll (Dabbeljuh Benjamin).

Das ist doch abstoßend, oder? Angeekelt wandte ich mich erneut der Musik und ihren Gespielinnen zu und entwickelte eine Reihe von Gitarre-Lehrwerken (s. Fridolin), die mich und nicht nur mich über Jahrzehnte meines Lebens beschäftigte und somit verhinderte, dass ich richtungsweisende Innovationen schuf, die dann doch nur geklaut würden.

Mit den chinesischen Varianten des Lehrwerks, die alsbald in verschiedenen Verlagen auftauchten, hatte ich dann aber doch nicht gerechnet: Ideenlose Gitarristen kopierten Methode als auch bis in die Details gehende Segmente, Tonbeispiele und Texte meiner Schule und verbreiteten sie als Eigenschöpfung. Über diese Chuzpe staunten selbst die Chinesen, die die Verletzung des Urheberrechts als das vornehmste Recht ihres Volkes beansprucht hatten.

Da nutzet alles nichts, und der Chines', er schweiget.

 


 

 

 

Allen Unkenrufen zum Trutze verhalf ihm seine Schwester Gertrud am Ende doch noch zu einer subkutanen Erschütterung. Er, der als McTeshy (nicht McTelly!) getarnte Bruder Moses, im Revier vierfach ausgerufen als der

 

  • Schlurfende mit dem schuppigen Schlotz

  • Schielgängige in schwangerer Schaluppe

  • Schakal ohne Schwanzknorpel

  • Schubiack mit dem scharfen Sch

 

dieses als Jubelfett missbrauchte Ersatznomen erging sich in drei Köstlichkeiten, doch die Köstlichkeiten ergaben

 

  • keinen Zeit-und-Raum-Karbunkel (dafür 7 Parallelwelten, davon 4 im   Dauerkoma)

  • keinen Sozialrabatt auf Schlaftrunkenheit 

  • kein Bonn in Berlin (Augsburg)

 

sondern, und da sind wir endlich an den Anfang dieses Berichtes gelangt, zwei Zustände ungebetener Herkunft

 

  • Blitz-Erektion des Erhabenen Fäkaliats

  • unterhäutiges Kribbelgewusel

 

sowie einen Paragraphen zur Wiederherstellung des Urzustandes

 

  • § 1 Jedes Wort mit Re anfangen!

 

                                 Freudentaumel, standing ovulations, verzerrte Buhrufe.

 

 

 

 

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