Hans Joachim Teschners

Lebens-Quark 45

 


 

Die Zeitspanne zwischen seinem 34. und 42. Lebensjahr bezeichnete Jerry manchmal als 'Das Loch'. "Damit meine ich keineswegs das charakterlich festigende Zusammenleben zwischen zwei Eheleuten", sagte Jerry, "und den sich zusätzlich ergebenden Fortschritten in Bezug auf Einfühlungsvermögen, Toleranz und Verständigkeit."

 

Diese fruchtbaren Worte hatte er an seine Frau Susanne gerichtet, die an dieser Stelle erwähnt werden muss, eben deshalb, weil Jerrys Ansprache sonst ganz unter den Tisch fiele und ein anderer Anlass gesucht werden müsste, um die Aufmerksamkeit auf 'Das Loch' zu lenken, ein nicht unerheblicher Aufwand an Grübelleistung.

 

"Nicht etwa", fuhr Jerry gewichtig fort, "nicht etwa, dass ich unser Eheleben in Zusammenhang mit einem Gerinnungsprozess bringen wollte. Es ist lediglich ein Zusammenfallen, eine Gleichzeitigkeit des einen Vorgangs, nämlich der Vertiefung der ehelichen Gemeinschaft, mit einem anderen Vorgang, nämlich der beruflichen und intensiösen Erlebnisebene. Ja, so will ich es einmal ausdrücken."

"Der Hund", antwortete Susanne, "hat in hingebungsvoller Vertiefung einen intensiösen Haufen Kacke in den Sand gesetzt. Und wir haben die Tüten vergessen."

 

Die Sonne brannte hart auf den ausgetrockneten Schlick. Von der hochsommerlichen Hitze ermattet waren Jerry und seine Frau zum nahen Nordseestrand gefahren, um ein Eis zu schlecken, mit dem Hund Gassi zu gehen und sich anschließend zu den anderen Badegästen zu gesellen und die Füße in das Salzwasser zu stecken.

 

Der Hund, ein komplexes Knäuel aus Haarzotteln, Dreckplacken und einem Knickschwanz, hörte auf den Namen Vatter Bols nach einem Fabelwesen aus Jerrys tausendseitigem Historienroman 'Der tausendseitige Historienroman'. Es konnte auch ein verhundeter Akteur aus Jerrys Säuferroman 'Nüchtern geht's auch nicht' sein, so genau erinnerte sich Jerry nicht. Vermutlich, dachte er, hatte 'Das Loch' auch diese Fakten aus seinem Gedächtnis getilgt. Davon unbenommen hatte sich Vatter Bols soeben auf den schmalen feuchten Strandstreifen an der Grenze zum ablaufenden Wasser entleert. Die Leute guckten böse. Es erklangen wallende Worte der Missbilligung und der Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen.

 

"Mir fällt einfach nicht mehr ein, was ich in dieser Zeit erlebt habe", nahm Jerry den Faden wieder auf, ohne sich um die Unangemessenheit der herrschenden Verhältnisse zu kümmern.

Susanne scharrte mit dem Fuß etwas Sand auf den Hundehaufen, was zusätzliche Wortmeldungen über den Verhaltenskodex innerhalb gemeinschaftlich genutzter Areale auslöste. Jetzt hatte Susanne Hundekacke an der Sohle.

"Aber du hast die ganze Zeit über Gitarrenunterricht gegeben. An irgendwelche Episoden musst du dich doch erinnern."

 

Jerry schwieg. Nicht einmal an die Namen seiner damaligen Schüler konnte er sich erinnern. Da war nichts.

 

"Denk nur mal an die Mutter der missratenen Schülerin, die dich eine Woche lang am Telefon belästigt hatte. Diese Geschichte tischt du wieder und wieder auf als Sauf- und Grölanlass für deine Freunde, sofern du überhaupt Freunde kennst, abgesehen von Diedel, der verkommenen Sumpfeule."

 

Susanne war nicht gut auf Diedel zu sprechen.

 

"Ach Quatsch, das ist keine vier Jahre her. Ich meine die von mir als 'Das Loch' titulierte Lebensabschnittsphase. Abba waren da gerade in den Charts. Glaube ich wenigstens."

"Na bitte, geht doch." Susanne warf einen Stock ins Wasser. Für das Stöckchenspiel konnte man den Hund noch immer begeistern. Vatter Bols plierte trübe auf die schmuddelige Brühe und kratzte sich am Ohr.

Nebenan alberten zwei Jungmenschen herum. Das Mächen warf ihrem Lover, oder was der eitel posierende Schönling sonst darstellen mochte, einen Softball zu. Die beiden kicksten vor Vergnügen.

 

Jerry horchte auf. "Diese Strandsache, das wäre ein erster Anhaltspunkt."

"Sagtest du Strandsache? Welche Strandsache meinst du denn?"

"Na die mit der Frisbeescheibe. Da waren wir schon ein paar Jährchen verheiratet. Langsam kommt es wieder zurück, eine ziemlich ambivalente Geschichte. Muss ich unbedingt aufschreiben. Ich könnte mir vorstellen, dass der Stoff sogar gut für eine Veröffentlichung wäre."

"Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest."

"In der Ich-Form", legte Jerry unbeirrt nach, "ich muss es aus der Ich-Perspektive schreiben. Ein Erlebnisbericht. Wir beide kommen darin so vor, wie wir sind resp. waren, ungeschminkt, authentisch. Mir fallen schon wieder etliche Einzelheiten ein. Das Loch, es beginnt sich zu füllen."

Jerry zog hastig seinen Notizblock und den Druckbleistift aus dem Rucksack, hockte sich in den Sand und begann mit wilden Strichen die ersten Zeilen seines Erlebnisberichtes niederzuschreiben.

 

"Ist ja toll", ätzte Susanne, die wusste, dass sie jetzt aussen vor war. Wenn er schrieb, schrieb er, Punkt, und da konnten ihn weder keifende Sonnenbadende noch Hundekacke noch ehebündische Fragen unterbrechen. Mit wirrem Blick guckte Jerry noch einmal auf.

 

"Kannst du dich denn überhaupt nicht mehr erinnern? Damals im Hochsommer an der Nordsee, so wie jetzt? Erst haben wir den Dangaster Strand nach einem freien Platz abgesucht. So fing es an, und so werde ich es aufschreiben, getreu den Tatsachen. Susanne, ich nenn' dich einfach Susanne, also Susanne fand ihn, nämlich den freien Platz, schließlich neben einem…"

"Augenblick mal, Susanne heiße ich eh in Wirklichkeit. Schon vergessen?"

"Meine liebe Dame und Ehebegleiterin: Hier geht es ausschließlich um die Wahrheit."

 

Und während er nun die ganze Story in einem rauschhaften Anfall in die Blätter ratschte, rezitierte er mit grummelndem Unterton gleichzeitig den Text, wobei er den ersten Satz noch einmal straffte.

 

Erst haben wir den Dangaster Strand nach einem freien Platz abgesucht. Susanne fand ihn schließlich neben einem Zweitonnen-Busen und dem dazugehörigen Blähbauch einer Dame, die kollabierend in die Sonne schnaufte. Linkerhand hockte eine Gruppe Jugendlicher, die Haschisch rauchte. Oder Marihuana. So genau weiß ich das nicht mehr. Jedenfalls reichten sie sich einen Papiertrichter zu, an dem sie mit den Lippen saugten. Susanne und ich führen einen bürgerlichen Haushalt, der das Saugen an einem Papiertrichter nicht einschließt. Wir legten trotzdem unsere Badedecke auf den Sand und begannen uns zu entkleiden. Die Dame mit der flambierten Fleischmasse, welche sie anstelle eines Gesichts knapp oberhalb des Rumpfes trug, sagte: "Woll". Daraus schlossen wir, daß sie eine Rheinländerin sein müsse. Wir sagten ebenfalls "Woll", was sie mit einem blasigen Gurgeln entgegennahm.

An diesem Nachmittag wurden keine weiteren Höflichkeiten ausgetauscht.

Während Susanne Handtücher, Sonnencreme, die beiden Bücher und die Thermoskanne um das Badetuch verteilte, klappte ich den zusammenfaltbaren Windschirm auseinander, um ihn als Schutz gegen die Widrigkeiten der Seeverhältnisse aufzustellen. "Aber es weht doch gar kein Wind!" rief meine Lebensgefährtin mir zu, und wie zur Bestätigung meiner Unfähigkeit, den Liegeplatz adäquat zur Windstärke einzurichten, grunzte die Dame aus dem Rheinland ein weiteres "Woll". Ich prüfte die Hypothese mit einem angefeuchteten Finger, den ich in die Luft streckte, wobei ich den Windschirm angelegentlich fallen ließ. Dabei machte ich aus den Augenwinkeln eine erstaunliche Beobachtung: Der Blähbauch der Dame überragte mit ihrem Zenit den obersten Punkt ihres Busens um eine volle Handbreit, obwohl sie sichtlich bemüht war, ihre Brüste durch Entblößung und Hervorpressen in eine vorteilhaftere Position zu bringen.

Das Urlaubsmotiv des Jahres! Mein größtes Hobby ist die Fotografie, und ich kann wohl behaupten, daß ich es darin zu einer gewissen Meisterschaft gebracht habe. Mit meinen Urlaubs-Dias unterhalte ich an Winterabenden meine Freunde und Verwandten, die über die Abwechslung immer recht erfreut sind. Einmal wurde sogar einer meiner Schnappschüsse in unserer Tageszeitung abgedruckt. Es zeigt eine Ente, die über die Kreisstraße watschelt. Davor eine Radfahrerin, die sich schützend vor die Ente postiert hat. Dieses Foto ist immer das abschließende Bonbon meiner Dia-Vorführungen, wenn man so sagen darf.

Wie zufällig gesellte ich mich also mit meiner Kamera zu den Jugendlichen, die noch immer den Papiertrichter kreisen ließen. Von dort aus tat ich so, als würde ich Susannes Geschäftigkeit knipsen. In Wirklichkeit hatte ich natürlich die exorbitanten Proportionen der Rheinländerdame im Visier. Bei meinem Fotoapparat handelt es sich nicht etwa um einen dieser Vollautomaten für das touristische Fußvolk, sondern um eine gute alte analoge Kamera, eine Pentax Me Super, denn ich halte viel darauf, die Einstellungen per Hand vorzunehmen, um Tiefenschärfe und Lichteinfall gestalten zu können. Auch der Filmtransport muß noch mit Hand vorgenommen werden, und diesmal lief er wie geschmiert, eine Wirkung der unbeschwerten Urlaubsstimmung und des unverhofften Motivs.

Übrigens finden auch meine Sonnenuntergänge viel Beifall.

Um den Schein vollends zu wahren, bat ich hernach Susanne, auch mich beim Eincremen zu fotografieren. Sie warf einen Blick auf den Bildzähler der Kamera und sagte: "Aber da ist ja gar kein Film drin."

Ich erinnerte mich an einen Vorfall im Sommer des Vorvorjahres. An eben jenem Strand des Nordseebades Dangast fiel kein Regen. Während des ganzen Tages. An sich ist dies noch kein mitteilenswertes Ereignis, wenn nicht die gründliche Bestandsaufnahme meiner Hosentaschen hinzugekommen wäre. Da kam es mir allerdings wie Fegefeuer und Asche. Ich zog nämlich ein steinhartes Stück Leerdammer hervor, das ich mir am Morgen eingesteckt haben mußte, um, wie ich heute vermute, einer plötzlichen Unpässlichkeit, ausgelöst durch Hunger, der ja bekanntlich in der salzhaltigen Seeluft epidemisch auftritt, Paroli zu bieten, mindest aber abzumildern. Der Käsefund war es denn auch, der mich veranlasste, mir das Tagesdatum einzuprägen, um den außerordentlich kuriosen Umstand bei passenden Gelegenheiten, z. B. auf Feiern oder Feten in allen Details zum Besten geben zu können. Vergebens: Das Datum ist mir entfallen.

Hier und heute nun wiederholte sich der Beweggrund des zu erinnernden Datums, will heißen, die Sonne gab wie damals eine Sondervorführung, wenngleich ohne Hartkäse in verschwiegener Tasche. Susanne zögerte nun keine Sekunde mehr mit dem Auskosten der fulminanten Wetterlage, hatte bereits einen Gummiball in der Hand und warf ihn behende in die Fluten. Droben kreischte eine Möwe. Ein schwarzer Hund von der Größe eines Umzugskartons sprang hinter dem Ball her. Susanne juchzte. So hat Urlaub zu sein. Nur die Kiffer störten irgendwie.

Jetzt kam eine frische Brise auf. Den zusammenfaltbaren Windschirm ließ ich dennoch liegen. Ich bin schließlich kein Hampelmann.

Entzückt beobachteten wir, wie der Umzugskarton nach mehrmaligen Versuchen den Ball zu packen bekam und damit wegrannte. Nun hatten wir keinen Ball mehr. Ich muß gestehen, dass ich mich irgendwie hintergangen fühlte. Gerade wollte ich in ein diesbezügliches Lamento ausbrechen, als Susanne die Frisbeescheibe in Erinnerung brachte, die sie vorsorglich und wohl auch als Ersatz für das vorhersehbare Abhandenkommen des Balles durch einen wildernden Umzugskarton eingesteckt hatte. So sind die Frauen! Sie denken an das Praktische, während unsereins einen Film vergißt und nach einem Datum grübelt, das für die augenblickliche Situation des Urlaubsgenießens von minderer Bedeutung ist. Jedenfalls war die Frisbeescheibe schnell aus dem Badebeutel gezogen, und dem Vergnügen eines sportlichen Wurfspieles am Austragungsort von Ebbe und Flut stand nichts im Wege.

Zunächst aber maß ich eine Strecke von 15 Schritt ab, die ich für eine ausreichende Distanz hielt, wobei ich nicht meine eigene, sondern Susannes Wurffertigkeit zugrunde legte. Sie schleuderte, kaum dass ich stand, die Scheibe in die Luft. Diese sauste auf mich zu, verfehlte mich trotz meines Haschens und Umherruderns und platschte in das Wasser. Susanne lachte spitz auf, mit einem Unterton Schadenfreude in der Stimme, wie mir schien. Nun gut. Nachdem ich das Lustigkeit erzeugende Fluggerät wieder geborgen hatte, nahm ich mir vor, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Der sportive Charakter des Spiels erfordert schließlich Biss und Siegeswillen. Mit kühnem, ja trotzigem Schwung katapultierte ich die Scheibe wieder aufs Festland. Leider hatte ich den Gegenwind nicht in meine ballistischen Berechnungen einbezogen, und der verdammte Plastikteller trudelte wie ein Bumerang zurück, prallte auf meine Brille und zerschlug die Gläser. "Jetzt stehst du im Dunkeln", krähte meine Lebensgefährtin. Hinter mir machte es "Woll". Die ranzige Fettel! Am liebsten hätte ich ihren rheinländischen Quaddelklumpen in den Schlick des Wattenmeeres geschraubt, mit dem fetttriefenden Kopfsurrogat zuvörderst, damit er Kleikluten schlucke wie sonst die dreißig Currywürste mit Pommes und Mayo an der Frittenbude. Aber dazu hätte ich einen Schiffsladekran und eine Dampframme benötigt.

Ich bin nicht sehr kräftig.

Einmal, im Jahre 88 oder 91, hatten wir unseren Urlaub in der Türkei verbracht. Ein Traumurlaub. Tadellose Sonne, luxuriöses Hotel, eine Prachtstraße von Frühstückbüfett, höfliche Türkenmenschen, abends Bauchtanzvorführung resp. Teppichverkauf. Kulturell recht gediegen. In den zwei Wochen hatten wir mindestens zwanzig Tage lang wässrigen Durchfall. Seitdem pfeifen wir auf Döner Kebab und verbringen unseren Urlaub nur noch an der Nordsee. In einer Ferienwohnung ist man gefeit vor der bakteriologischen Invasion der ausländischen Küche.

Glücklicherweise hingen die Glassplitter noch alle im Brillengestell, so daß ich von einem mühseligen Suchen im Sand verschont blieb. Droben kreischte wieder die Möwe, die kiffenden Jugendlichen trommelten jetzt auf imaginäre Schlagzeuge, die Dame aus dem Rheinland gurgelte ein über das andere Mal, und Susanne gab kockelnde und klatschende Geräusche von sich, die den Strandspaß gebührend illustrierten. Ich taumelte – blind und nun doch leicht gereizt – zu unserem Badetuch. Als ich mich setzte, quiekte ein Schwein in unmittelbarer Nähe. Das überraschte mich, hatte ich doch in all den Jahren in Dangast noch nie ein Schwein auf der Promenade gesehen. 

Aber da war noch etwas anderes: Das Badetuch, auf das ich mich niederließ, fühlte sich glitschig an, heiß und wabbelig, und es schien die Form eines Medizinballes angenommen zu haben. Dieses Badetuchmonstrum war es auch, was quiekte. Nun bin ich, trotz meiner geringen Körperkräfte, ein durchaus beherzter Zeitgenosse, der zügig Unterschriftenlisten von Amnesty International oder Fahrradinitiativen gegenzeichnet und auch sonst Zivilcourage zu seinen obersten Pflichten zählt. Körperlichen Auseinandersetzungen allerdings begegne ich eher reserviert, und ich mache auch keinen Hehl daraus, daß eine Kommunikation, die sich in dergestaltigen Äußerungen auszuleben trachtet, mir Angst und Schrecken einjagt und mir nur eine einzige Option einer zivilisierten Antwort zulässig erscheint: Flucht.

Ich sprang also auf, rannte blind umher, stolperte über Kleidungsstücke, Picknickkörbe, leere Bierflaschen, nackte Beine, Kinderwindeln, kehrte zurück, dann wieder im Kreis, wobei mir das infernalische Quieken und Kreischen des Schweins folgte, geradeso, als ob es sich an meine Fersen geheftet hätte. In diesem Augenblick der höchsten Not, Dunkelheit und Lebensangst fiel mir das Datum des Käsevorfalles wieder ein: Es war der 6. Juli 1993!

Ich habe mich dann einfach fallengelassen. In meinen Ohren pulsierte ein Rauschen, als ob sich das Meer in meine Gehörgänge einquartiert hätte. Über den sanften Wellen des Rauschens erhob sich eine träge, eine überaus beruhigende Stimme: "Immer cool bleiben, Alter". Irgendjemand schob mir einen Papiertrichter in den Mund, an dem ich zu saugen begann. Aus einem Walkman schepperte lässig ein Reggae. Eine wohlige Wärme begann meinen Körper zu durchfluten, weich rieselte Sand zwischen meinen Zehen. Das Quieken des rheinländischen Fleischklumpens verebbte, von Susanne vernahm ich keinen Laut; sie hatte sich wohl entfernt. Es war mir gleichgültig. So gleichgültig wie dieses idiotische Datum. Noch einmal nahm ich einen tiefen Zug aus dem Papiertrichter.

 

 

 

Jerry blickte auf. Susanne und der Hund waren weg.

"Mir fehlt noch die Überschrift", sagte er zu einer Urlauberin, die sich in seiner Nachbarschaft niedergelassen hatte.

"Wie bitte?" fragte sie.

"Die Überschrift. Es fehlt noch die Überschrift."

"Aha", sagte sie.

"Käse in der Hosentasche. Genau, das trifft es: Käse in der Hosentasche."

Jerry erhob sich und schüttelte den Sand aus den Hosenfalten. Das Wasser war auch weg.

 

 

 

P.S. Später konnte Jerry seinen Erlebnisbericht bei einem Provinzblättchen unterbringen. "Das wahre Leben schreibt eben die besten Geschichten", kommentierte er seinen kleinen Erfolg.

 

 

 

Gesichter eines Lebens

           

 Jerry McTeshy                                      Jerry McTeshy                                     Jerry McTeshy                                     Jerry McTeshy

 

 

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